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ZEW: Risikoeinstellung von Berufsanfängern bedingt Jobwechsel und Lohnwachstum

Date

29 May 2017

Sections

Social Europe & Jobs
Trade & Society

Je risikoscheuer, desto seltener entscheiden sich Beschäftigte für einen
Jobwechsel in den ersten Jahren des Berufslebens. Aus diesem Verhalten
ergibt sich allerdings nur ein moderat höheres Lohnniveau nach den ersten
Jahren des Berufslebens im Vergleich zu risikofreudigeren Personen, die
sich für einen Jobwechsel entscheiden. Zu diesem zentralen Ergebnis kommt
eine empirische ZEW-Studie. Untersucht wurde dabei, ob sich die
Risikoeinstellung von Beschäftigten zu Beginn ihres Berufslebens auf die
Zahl der Jobwechsel und die damit verbundene Lohnentwicklung auswirkt.

Die Entscheidung, den Job zu wechseln, ist mit Unsicherheit verbunden. Zwar
ist der Lohn bei einer ausgeschriebenen Stelle meistens bekannt,
allerdings kann der Beschäftigte andere Bedingungen, wie beispielsweise die
Möglichkeiten der Beförderung, die tatsächliche Länge der Arbeitszeit oder
auch die Zusammenarbeit mit Vorgesetzten und Kollegen/-innen nicht
vorhersehen. Da mit einem Jobwechsel auch immer Kosten verbunden sind,
beispielsweise die Anpassung an ein neues Arbeitsumfeld und häufig auch
Umzugskosten, ist nicht klar, ob sich ein Jobwechsel insgesamt lohnt.

Die ZEW-Studie betrachtet den Zusammenhang zwischen individueller
Risikopräferenz, Jobwechsel und anschließendem Lohnwachstum. Anhand von
Daten des Sozio-Oekonomischen Panels (SOEP) wurde untersucht, ob und wie
häufig Berufseinsteiger/innen in den ersten sieben Jahren ihres
Berufslebens aus eigenem Antrieb die Stelle wechselten. Risikoscheue
Personen haben in diesen sieben Jahren durchschnittlich weniger häufig den
Job gewechselt als risikofreudige Personen. Der einzige weitere Faktor
außer der Risikopräferenz, der die Häufigkeit des Stellenwechsels
beeinflusst, ist das Lohnniveau der Beschäftigten beim ersten Arbeitgeber.
Weitere Startbedingungen, wie Alter und  Zufriedenheit im ersten Job sowie
die Befristung des Arbeitsverhältnisses spielen keine Rolle.

"Dass sich die Löhne bei Personen mit unterschiedlichen Risikoeinstellungen
zu Beginn ihrer Berufslaufbahn unterschiedlich entwickeln, kann
verschiedene Gründe haben", sagt Dr. Michael Maier, Wissenschaftler im ZEW-
Forschungsbereich "Arbeitsmärkte, Personalmanagement und Soziale
Sicherung" und Mitautor der Studie. Unterschiede bei den Lohnzuwächsen von
Berufseinsteigern können demzufolge direkt auf die Entscheidung für oder
gegen einen Jobwechsel in Verbindung mit der Risikoeinstellung
zurückgeführt werden.

Falls risikoscheue Beschäftigte den Job wechseln, finden sich laut der
Studie Hinweise, dass dies mit höheren Lohnzuwächsen im Vergleich zu
risikofreudigen Beschäftigen verbunden ist. "Dieser Unterschied im
Lohnzuwachs in Verbindung mit einem Jobwechsel kann mit einer höheren
Kompensation erklärt werden, die risikoscheue Beschäftigte aufgrund
Unsicherheit bei einem Jobwechsel benötigen", sagt Maier. "Darüber hinaus
führen die vergleichsweise seltenen Jobwechsel der risikoscheuen
Beschäftigten dazu, dass sie eine längere Betriebszugehörigkeit haben, mehr
betriebsspezifische Erfahrung sammeln und daher in ihrem Unternehmen eher
von Gehaltserhöhungen profitieren", erklärt der ZEW-Ökonom.
Risikofreudigere Beschäftigte haben dagegen aufgrund der häufigeren
Jobwechsel eher die Chance, Stellen zu finden, bei denen sie ihre
Fähigkeiten produktiv einsetzen können, was sich wiederum in einer höheren
Entlohnung bemerkbar machen kann.

Die Studie in englischer Sprache findet sich zum Download unter:
http://ftp.zew.de/pub/zew-docs/dp/dp17023.pdf

Für Rückfragen zum Inhalt:
Dr. Michael F. Maier, Telefon 0621/1235-307, E-Mail maier@zew.de