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Statement Sommer zu Europaparlament und Herkunfts-Kennzeichnung bei verarbeiteten Lebensmitteln

Date

12 May 2016

Sections

Agriculture & Food

Zur heutigen Initiativ-Entschließung des Europaparlaments zur Herkunftskennzeichnung bei verarbeiteten Lebensmitteln sagte die Europaabgeordnete Renate Sommer (CDU), die das Dossier für die EVP-Fraktion betreut:

"Einmal mehr ignoriert eine Parlamentsmehrheit die Realität, und das aus rein populistischen und protektionistischen Gründen. Die EU-Kommission hatte eine Folgenabschätzung zur verpflichtenden Herkunftskennzeichnung von Milch, Milchprodukten und Fleischsorten mit geringem Marktanteilen durchgeführt. Das  Ergebnis ist: Diese Pflichtkennzeichnungen würden die Lebensmittel verteuern, ohne dass ein wirkliches Verbraucherinteresse an dieser Kennzeichnung vorhanden wäre. Dennoch initiierte eine britische Abgeordnete diese nun angenommene Resolution, und das aus klar protektionistischen Gründen. Die britischen Politiker regen sich nämlich schon lange öffentlich darüber auf, dass das Gros ihres Frühstücksspecks aus Dänemark stammt. Dabei wolle man doch viel lieber den britischen Speck verkaufen. Auf diesen 'Buy British'-Ansatz reagierten postwendend Franzosen und Italiener, ebenfalls hinlänglich bekannt für Marktabschottungsversuche. Und weil sich eine solche 'Kauf national'-Parole, geschickt angereichert mit der Falschinformation über den angeblich dringlichen Verbraucherwunsch nach Herkunftskennzeichnung, wunderbar in der heimischen Öffentlichkeit verkaufen lässt, unterstützte eine Mehrheit der Abgeordneten diesen Irrsinn.  Würde so etwas umgesetzt, stiege der Preisdruck auf Landwirte und kleinere Lebensmittelproduzenten erheblich. Ohne dass die Verbraucher ein wirkliches Interesse an dieser Herkunftskennzeichnung hätten, geschweige denn bereit wären, höhere Preise zu akzeptieren.

Völlig realitätsfern ist die Idee der Pflicht-Herkunftskennzeichnung bei 'leicht verarbeiteten' Fleisch- und Milchprodukten. Die kann man nämlich nicht definieren. Nicht umsonst unterscheidet das Lebensmittelrecht nur zwischen verarbeiteten und nicht verarbeiteten Produkten. Und selbst wenn man die Pflichtkennzeichnung auf Frischmilch begrenzen würde, ergäben sich zahlreiche Probleme. Gerade Molkereien in Grenzregionen kaufen die Milch von einer Vielzahl landwirtschaftlicher Betriebe aus mehreren Ländern. Sie müssten für jede Herkunft getrennte Tankwagen, Milchkühlungen und Verarbeitungsmaschinen vorhalten. Auch Frischmilch muss verarbeitet werden. Hinzu kämen Kosten für Produktion und Lagerung der verschiedenen Verpackungen für die unterschiedlichen Herkünfte.

Wer unbedingt Lebensmittel aus seinem Heimatland haben will, kann schon längst Produkte mit freiwilliger nationaler oder regionaler Herkunftsangabe kaufen. Die gängigen Fleischsorten müssen sowieso ihre Herkunft preisgeben. Und jeder Metzger weiß, woher das Fleisch in seiner Theke stammt. Es ist halt nur etwas teurer als im Supermarkt oder beim Discounter."

 

Für weitere Informationen:

Dr. Renate Sommer MdEP, Tel. +32 2 284 7383