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DLG: Milchviehhalter: Lehren aus dem Preistief

Date

29 May 2017

Sections

Agriculture & Food

Die zurückliegende Phase niedriger Milchauszahlungspreise hat Milcherzeuger vor große Herausforderungen gestellt, insbesondere in Bezug auf die Zahlungsfähigkeit. Und schon jetzt müssen in dem Umfeld stark schwankender Erzeugerpreise kommende Preistiefs vorbereitet werden. Wie Milchviehhalter die Weichen für die Zukunft stellen, zeigen die Ergebnisse des DLG-Trendmonitors Europe vom Frühjahr 2017.

 

(DLG). Oberstes Ziel im Preistief in den Jahren 2015/2016 war für die Betriebsleiter, zahlungsfähig zu bleiben. Dazu setzten die Milchviehhalter in Deutschland Investitionen aus und sicherten günstige Futterpreise über Einkaufskontrakte ab. Darüber hinaus haben die Milchviehhalter in Deutschland die Milchleistung aus dem Grundfutter gesteigert und so die Ausgaben für Milchleistungsfutter reduziert. Dies zeigen die Ergebnisse des DLG-Trendmonitors Europe von diesem Frühjahr. Die Absicherung des Milchpreises an der Börse spielt für die Landwirte dagegen eine untergeordnete Rolle. Hier fehlen praktikable Ansätze, etwa Preisabsicherungsangebote durch die Molkereien. Die Milchviehhalter konzentrieren sich auf direkte betriebliche Ansätze im Kostenmanagement sowie auf die Stabilisierung von Betriebsmittelpreisen.

 

Strategien für das Preistal

Um sich für kommende Preistäler zu wappnen, setzt die Mehrzahl der in Deutschland befragten Milcherzeuger auf Kostensenkungen. So zeigen die Auswertungen des Milchwirtschaftsjahres 2015/16, dass insbesondere bei den Arbeitserledigungskosten Potenziale zur Kostensenkung bestehen. Ansätze sind die kritische Kalkulation und Prüfung von Investitionen sowie die Reduktion des Arbeitsaufwandes durch effizientere Arbeitsabläufe.

Im Zentrum der Überbrückung von Preistälern steht bei den befragten Milcherzeugern in Deutschland die Liquiditätsplanung. Denn nur wer die Liquiditätslage der kommenden zwölf Monate kennt, kann im Falle von Liquiditätsengpässen rechtzeitig die notwendigen Maßnahmen ergreifen. Ein weiterer Baustein sind Maßnahmenpläne für Liquiditätsengpässe. 67 Prozent der befragten Milchviehhalter halten diese für sehr wichtig bzw. wichtig, um im Preistief handlungsfähig zu bleiben. Sich mit möglichen Negativszenarien vertraut zu machen ist die Voraussetzung dafür, um im ungünstigsten Fall handlungsfähig zu bleiben. Rund 60 Prozent der befragten Landwirte halten zudem das Berichtswesen gegenüber der finanzierenden Bank für sehr wichtig bzw. wichtig.

Liquiditätsplanung, Maßnahmenpläne bei Zahlungsengpässen und das Berichtswesen gegenüber Geldgebern sind drei Einzelelemente des wirksamen Liquiditätsmanagements. Diese Bausteine liefern notwendige Finanzinformationen, bereiten Handlungsmöglichkeiten vor und ermöglichen gemeinsam mit dem Finanzierer, wirksame Maßnahmen der Liquiditätssicherung festzulegen.

 

Marktrisiken managen

Milcherzeuger diskutieren kontrovers über Ansätze, Risiken auf dem Milchmarkt zu beherrschen. 60 Prozent der in Deutschland befragten Milcherzeuger halten Lieferverträge mit der Molkerei für ein wirksames Instrument, um Angebot und Nachfrage in Einklang zu bringen. Ebenso viele Landwirte halten die Stärkung des Exportes für einen wirksamen Ansatz, um den Milchabsatz zu steigern. Die aktuell dynamisch laufenden Exporte nähren die Hoffnungen, weitere Absatzpotenziale hinzuzugewinnen. Dies hängt insbesondere von der Kaufkraftentwicklung in den importierenden Ländern und damit von der globalen Wirtschaftsentwicklung ab.

Rund ein Drittel der Befragten bewertet die Preisstaffelung nach der Verwertungsmöglichkeit der Milch durch die Molkereien als wirksames Mittel, um Angebot und Nachfrage besser auszutarieren und mehr Preisstabilität zu erreichen. Denn die Ermittlung des Milchpreises ist aufgrund sich ändernder Mengenströme in verschiedene Verwertungsrichtungen und Märkte komplex. Auch das Engagement der Molkereien um Märkte zu gestalten, ist Gegenstand kontroverser Diskussionen. In einer Differenzierung der Milch nach Erzeugungsart sieht jeder zweite der in Deutschland befragten Milcherzeuger eine Möglichkeit, höhere bzw. stabilere Preise zu erreichen. Den Aufbau von Marken, um mit höherer Wertschöpfung höhere Milchauszahlungspreise zu erreichen, halten rund 40 Prozent der Befragten für einen erfolgversprechenden Weg. Im Vorteil sind bei der aktiven Marktbearbeitung insbesondere die Molkereien, die bereits auf diese Strategie setzen.

 

Technik-Innovationen: Priorität für Gülleausbringung und Tierwohl

Die sich aktuell ändernden Rahmenbedingungen bei der Düngung und die steigenden Anforderungen an das Tierwohl in der Milchviehhaltung spiegeln sich in den Prioritäten bei Technik-Innovationen wider. So beurteilen knapp 80 Prozent der befragten Milcherzeuger Innovationen bei der Gülleausbringung und beim Tierwohl als wichtig bzw. sehr wichtig für den eigenen Betrieb. Denn die exakte Analyse der Nährstoffgehalte in organischen Düngern und deren bedarfsgerechte Ausbringung sind zwingend notwendig, um die schärferen Vorgaben bei Nährstoffüberschüssen zu meistern. Das Ziel ist, mit Hilfe der Innovationen die organischen Nährstoffe ähnlich exakt wie Mineraldünger ausbringen zu können. Denn mit neuen Verfahren zur exakten Nährstoffausbringung steigt auch das Interesse der Marktfruchterzeuger, organische Nährstoffe einzusetzen. Und schließlich sind Innovationen beim Tierwohl notwendig, um die bestehenden Haltungssysteme weiterzuentwickeln und einen wirtschaftlich machbaren Weg einzuschlagen.

Als weniger wichtig bzw. unwichtig beurteilt die Mehrheit der Milchviehhalter in Deutschland Big Data-Anwendungen. Zu unklar ist der Nutzen für die Anwender, aus dem großen Umfang der gesammelten Daten wirksame Informationen für die Betriebs- bzw. Herdenführung abzuleiten. Denn die Fragestellungen sind betriebsindividuell, und Nutzen kann nur generiert werden, wenn die Auswertung der gesammelten Daten an die betrieblichen Ziele angepasst ist. Dies erfordert von Big Data-Lösungen, die die zentralen betrieblichen Fragen herausarbeiten und den Betriebsdatenpool anhand betrieblicher Ziele auswerten.

 

Interessenten erhalten weitere Informationen bei der DLG. Ansprechpartner ist Dr. Achim Schaffner, Fachgebietsleiter Ökonomie, Tel.: 069/24788-321 oder E-Mail: a.schaffner@dlg.org.