NABU: Turteltauben leiden unter Jagd - Bestand in Europa ist gefährdet
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Mit Sendern ausgestattete Tauben liefern Daten über den Vogelzug und können live im Internet verfolgt werden
Berlin – Die Turteltaube gilt als Symbol für Glück und Liebe – ihre Lebensbedingungen sind allerdings wenig romantisch. Der gefiederte Liebesbote steht als stark gefährdete Art in Deutschland auf der Roten Liste. Trotzdem darf er in vielen Ländern gejagt werden. Um die zierlichen Tauben besser schützen zu können, sammelt der NABU zusammen mit seinem Partnerverband BirdLife Malta und der Universität Gießen Daten über das Zugverhalten. Dazu wurden bisher fünf Vögel mit Sendern ausgestattet. Bei drei davon kann der Flug in den Süden live im Internet verfolgt werden.
Bis auf 600.000 Abschüsse im Mittelmeerraum pro Jahr schätzt BirdLife International die Verluste durch die Vogeljagd bei Turteltauben. „In Anbetracht der geringen Bruterfolge durch Veränderungen des Lebensraums könnte die Jagd ein deutlich größeres Gewicht als Ursache für die jüngsten Bestandsrückgänge haben“, sagt NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Die Jagd beschränkt sich nicht nur auf nordafrikanische Staaten, auch in einzelnen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, wie Griechenland, Frankreich und Italien, ist die Jagd im Herbst zugelassen und ein andauernder Streitpunkt. „Die Abschüsse zu Sport- oder Vergnügungszwecken sind nicht nur eine unmittelbare Gefahr für den einzelnen Vogel“, so NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann, „sie bedeuten auch den Verlust von wichtigen Lebensräumen, weil die Tiere nachhaltig gestört werden.“
Als einziges EU-Land hat Malta sogar eine Ausnahmegenehmigung für den Abschuss von 11.000 Turteltauben auch auf dem Frühjahrszug. Aufgrund des Drucks von NABU und anderen Naturschutzorganisationen wurde diese Genehmigung 2017 zum ersten Mal ausgesetzt. Wie lange dieses Moratorium hält, ist unbekannt.
Über die Zugrouten der Turteltaube ist bisher wenig bekannt. Turteltauben überwintern in der Sahelzone südlich der Sahara. Erste Beobachtungsdaten lassen vermuten, dass Turteltauben aus Westeuropa über die Iberische Halbinsel nach Westafrika ziehen. Turteltauben aus Ost- und Zentraleuropa wandern wahrscheinlich über Italien, Malta, Zypern, Tunesien und Libyen und überwintern im östlichen Sahel.
Um den Rückgang des Turteltaubenbestandes zu verstehen und die Vögel wirksam schützen zu können, ist ein internationaler Austausch von Forschungsmethoden und Daten notwendig. Dieses Ziel verfolgt der NABU zusammen mit seinem Partnerverband BirdLife Malta und der Universität Gießen. 2016 und 2017 wurden darum auf Malta fünf Turteltauben mit Sendern ausgestattet, um Daten zu gewinnen. Die Reise von drei dieser Tauben kann jetzt auf dem Turteltauben Blog des NABU live verfolgt werden. Im nächsten Jahr möchte der NABU nicht nur die Besenderung von zehn weiteren Vögeln auf Malta unterstützen, sondern auch zehn Vögel in ihren deutschen Brutgebieten mit kleinen Rucksacksendern ausstatten. Auch ihre Reise kann dann auf NABU.de verfolgt werden. Diese insgesamt 20 Turteltauben werden außerdem zu den ersten Vögeln gehören, die im Rahmen der ICARUS-Initiative über die ISS (International Space Station) ihre Daten übermitteln.
Turteltauben Blog des NABU:
https://blogs.nabu.de/zugvoegel/turteltauben/2017/08/turteltauben-gestartet/
Mehr Infos & Pressefotos
Für Rückfragen:
Lars Lachmann, Referent für Vogelschutz und Ornithologie,
Tel. +49 (0)30 284984 1620,
E-Mail: lars.lachmann@NABU.de
Prof. Dr. Petra Quillfeldt, Institut für Tierökologie und Spezielle Zoologie Justus Liebig Universtität Gießen,
Tel. +49 (0)641 9935 770,