Drohende Preisexplosion am Strommarkt
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Laufzeitverlängerung von Kernenergie- und Kohlekraftwerken?
Der russische Einmarsch in die Ukraine ist eine geopolitische Zäsur, die auch die deutsche Energie- und Stromwirtschaft nachhaltig prägen und womöglich zu einer Kurskorrektur bei der Energiewende führen wird. Angesichts des Kernenergie- und Kohleausstiegs galt Erdgas als die Brückentechnologie im Stromsektor auf dem Weg in eine Erneuerbare Energiewelt und Russland als zuverlässiger Partner von Erdgaslieferungen. In Anbetracht der aktuellen Entwicklungen scheint dies in weite Ferne gerückt. Plötzlich sind auch ein Weiterbetrieb der verbliebenen Kernkraftwerke und ein deutlich langsamerer Kohleausstieg denkbare Szenarien zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit.
Basierend auf aktuellen Einschätzungen zur Strommarktentwicklung und unter Berücksichtigung von anhaltend hohen Gaspreisen sowie der Option des Weiterbetriebs von Kernkraftwerken und eines deutlich verzögerten Kohleausstiegs, haben die Energieökonomen der enervis energy advisors GmbH die Strompreisentwicklung am deutschen Großhandelsmarkt bis 2030 modelliert.
„Unsere Prognosen zeigen, dass wir, bei langfristig hohen Gas- und CO2-Preisen auf dem Stand heutiger Notierungen, ein anhaltend hohes Strompreisniveau sehen werden. Gegenüber einer Referenz, in der von einem Gaspreisrückgang bis 2030 auf 25 Euro/MWh ausgegangen wurde, verdoppelt sich der Jahresbase am Stromgroßhandelsmarkt auf etwa 140 bis 160 Euro/MWh.“ so Mirko Schlossarczyk, Partner und Strommarktexperte der enervis.
Vor dem Hintergrund der Importabhängigkeit von russischem Erdgas, wurde auch ein Szenario mit hohem Gaspreis bei gleichzeitigem Weiterbetrieb der noch in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke und deutlich verzögertem Kohleausstieg betrachtet. Hier fällt der Preisanstieg gegenüber der Referenz etwas schwächer aus, der Jahresbase liegt jedoch in allen Prognosejahren teils immer noch deutlich über 110 Euro/MWh. Die CO2-Minderungsziele 2030 werden in keinem der beiden Szenarien erreicht.
Der Erdgasverbrauch im Strommarkt ist in den Szenarien deutlich geringer als in der Referenz. „Wir sehen in beiden Szenerien einen Rückgang des Gasbedarfs im Strommarkt in der Größenordnung von jährlich bis zu 40 Prozent.“ so Schlossarczyk weiter.
Hintergrundinformationen zur enervis energy advisors GmbH
enervis energy advisors GmbH ist eine Unternehmensberatung mit langjähriger Erfahrung in der Beratung von Energieversorgern. Beratungsschwerpunkte sind modellgestützte Preisprognosen und Marktanalysen, sowie energiewirtschaftliche Optimierungsfragen und Assetbewertungen. enervis liefert unabhängige und anerkannte Strompreisprognosen und Marktanalysen für alle relevanten europäischen Strommärkte.
Presse-Kontakt
Mirko Schlossarczyk, Partner
mirko.schlossarczyk@enervis.de
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