DLG: Norwegen: Enge Zusammenarbeit in der Wertschöpfungskette
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Von Produzenten gegründete Fondsgesellschaft vermittelt Trends im Lebensmittelbereich und informiert Verbraucher über Eier und Fleisch – Züchtungserfolge bei Eberlinien – Club der Europäischen Schweineproduzenten tagte vom 24. bis 26. Mai in Stavanger
(EPP). Die norwegische Schweinehaltung ist mit insgesamt 90.000 Sauen und durchschnittlichen Bestandsgrößen von 50 Sauen sehr klein strukturiert. Drei Prozent landwirtschaftlich nutzbare Fläche, Bestandsobergrenzen von 105 Sauen pro Betrieb und 2.100 produzierte Schlachtschweine pro Jahr lassen kein weiteres Wachstum zu, was bei einem Selbstversorgungsgrad für Schweinefleisch von nahezu 100 Prozent und einem regulierten Markt auch nicht notwendig ist. Dennoch setzt der norwegische Schweinesektor auf neueste Technologien in der Schweinezucht und einen engen Erfahrungsaustausch mit der Praxis, um Nachhaltigkeit und Tiergesundheit in den Betrieben weiter zu verbessern. Der Informationsaustausch auch über die Grenzen hinaus spielt hierbei eine große Rolle. Davon konnten sich die 260 Teilnehmer aus elf Ländern des diesjährigen Kongresses der Europäischen Schweineproduzenten (EPP) überzeugen. Er fand vom 24. bis 26. Mai in der norwegischen Hafenstadt Stavanger statt.
EPP-Präsident Erik Thijssen ging in seiner Begrüßungsansprache auf die hohen Tierwohlstandards in Norwegen ein, die mittlerweile über unterschiedliche Label-Programme auch in vielen anderen EU-Staaten angekommen sind. Die Zusammenarbeit innerhalb der Wertschöpfungskette führt in Norwegen zu einem engen Kontakt zwischen Produzenten und Verbrauchern. Ein Schwerpunkt des Kongresses lag daher auch bei den Verbraucherwünschen und den Herausforderungen, das im Vergleich zu anderen Fleischprodukten schlechtere Image von Schweinefleisch zu verbessern. Dies geschieht in Norwegen unter anderem durch eine von Produzenten gegründete Fondsgesellschaft „Matprat“, die Informationen zu Eiern und Fleisch über unterschiedliche Kanäle direkt an die Verbraucher spielt. Hierbei gilt es, Trends im Lebensmittelbereich aufzugreifen und Schweinefleisch modern zu vermarkten. Eigene Untersuchungen und Befragungen haben gezeigt, dass auch die Art der Verpackung sowie die „Geschichte“ zum Lebensmittel (und damit auch zu dessen Produktion) eine entscheidende Rolle spielen. Es gilt einen „Pigstyle“ zu entwickeln und diesen über geeignete Kampagnen zu verbreiten.
Die Fleisch- und Schlachtkörperqualität hat bei den norwegischen Zuchtprogrammen in den letzten Jahren eine stärkere Gewichtung erhalten. Nach dem Leitmotiv „Klasse statt Masse“ bedient man sich dabei auch modernster Prüf- und Zuchtmethoden, wie zum Beispiel der genomischen Selektion, um auch kurzfristig züchterische Erfolge zu erzielen und die individuellen Märkte bedienen zu können. So wurde in den letzten Jahren an einer Eberlinie gearbeitet, die einen 40 Prozent geringeren Ebergeruch aufweist und somit die Anforderungen der Praxis an die Ebermast erfüllt.
Exkurs: Professionelle Lachsproduktion
Weltweit hat die Aquakultur den Lachs-Wildfang in 2014 überholt und zählt somit zu dem Bereich der Nutztierhaltung, der die größten Wachstumskurven aufweist. In Norwegen werden jährlich 2,5 Mio. Tonnen Lachs produziert und weltweit exportiert. Somit ist die Lachsproduktion nach der Öl- und Gasproduktion der wichtigste Wirtschaftssektor in Norwegen. Lernen können die Schweinehalter von den Lachsproduzenten in Bezug auf die Futterverwertung, liegt diese doch bei 1:1,4 inklusive aller Produktionsschritte.
Im Rahmen der EPP-Mitgliederversammlung am 25. Mai wurden offiziell zwei neue Ländergruppen gegründet, die das Netzwerk der Schweinehalter erweitern: Finnland und die Schweiz haben die dafür notwendige Mitgliederzahl überschritten und können somit auch einen Vertreter in den EPP-Vorstand entsenden. Die Schweiz hat am Abschlussabend bereits die EPP-Flagge von Norwegen übernommen und mit den Vorbereitungen des nächsten EPP-Kongresses begonnen, der vom 30. Mai bis 1. Juni 2018 in der Nähe von Luzern stattfinden wird.
Weitere Informationen zum EPP-Netzwerk unter: http://www.pigproducer.net/2485.html.