VDMA: Brexit wird den Mittelstand besonders hart treffen
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Frankfurt, 13. März 2018 – Der Brexit wird im Maschinenbau nicht nur zu Mehrkosten und zusätzlicher Bürokratie führen, es drohen auch neue technische Handelshemmnisse durch unterschiedliche Regulierung. Das würde besonders die mittelständischen Betriebe spürbar treffen, warnt VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann. „Auch der heute noch nicht absehbare Abschluss eines Freihandelsabkommens zwischen der EU und den Briten würde diese Mehrbelastungen nicht verhindern“, sagt Brodtmann. Schon im vergangenen Jahr gingen die Ausfuhren deutscher Unternehmen nach Großbritannien um rund 3 Prozent zurück.
„Zusammenarbeit auf freiwilliger Basis kann keinen Binnenmarkt ersetzen. Wenn es in der EU und Großbritannien zwei getrennte Rechtssysteme gibt, dann werden sie sich mit der Zeit auseinanderentwickeln“, erläutert der VDMA-Hauptgeschäftsführer. „Für Maschinenbauer wird der Handel nach Großbritannien teurer und aufwändiger, wenn dort andere technische Vorgaben gelten als in der EU. Das wird auch ein Handelsabkommen nicht vollständig verhindern können, weil die EU kaum Spielraum für Kompromisse hat. Der Erhalt des Binnenmarktes ist am Ende wichtiger als Zugeständnisse an Großbritannien.“
Grenzkontrollen auch ohne Zölle
Der VDMA setzt sich für eine Zollunion mit dem Vereinigten Königreich ein, um den Schaden für die Industrie so gering wie möglich zu halten. „Ein bloßes Handelsabkommen zwischen der EU und Großbritannien ist eigentlich zu wenig und würde eine deutliche Verschlechterung im Vergleich zum Status Quo bedeuten“, sagt Brodtmann. „Ein Handelsabkommen würde in jedem Fall Grenzkontrollen und Zollabfertigung bedeuten, selbst wenn beide Seiten auf die Erhebung von Zöllen verzichten. Eine Zollunion zwischen der EU und Großbritannien würde dem Brexit viel von seinem Schrecken nehmen.“
Bereits jetzt wirkt sich der EU-Austritt Großbritanniens im März 2019 negativ auf den Maschinenbau aus. Im Jahr 2017 sanken die Ausfuhren der Maschinenbauer aus Deutschland in das Vereinigte Königreich um 2,9 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro. In der Liste der größten Exportmärkte des deutschen Maschinenbaus rutschte das Vereinigte Königreich im Jahr 2017 hinter Italien auf Platz 5 ab. Dieser Abwärtstrend dürfte sich im laufenden Jahr beschleunigen. Gründe sind aus Sicht des VDMA die Verunsicherung aufgrund des ungelösten Brexits sowie die deutliche Abwertung des britischen Pfunds.
Der VDMA vertritt mehr als 3.200 Mitgliedsunternehmen des mittelständisch geprägten Maschinen- und Anlagenbaus. Mit 1,35 Millionen Erwerbstätigen im Inland und einem Umsatz von 224 Milliarden Euro (2017) ist die Branche größter industrieller Arbeitgeber und einer der führenden deutschen Industriezweige insgesamt.